- Renaissancepäpste: Peterskirche
- Renaissancepäpste: PeterskircheDas Papsttum der Renaissancezeit war von extremen Gegensätzen geprägt; sittlichem Verfall, Nepotismus und Familienintrigen standen die Förderung von Wissenschaft und Künsten sowie der Ausbau des Kirchenstaates zu einem wirkungsvoll verwalteten italienischen Fürstentum mit konsolidierten Finanzen gegenüber. Das Kardinalskollegium wurde in zunehmendem Maße von den großen italienischen Familien der Borgia, Colonna und Piccolomini besetzt. Rom verlor seine Selbstständigkeit und wurde dem Gestaltungswillen der Päpste unterworfen. Die Behörden der Kurie wurden zu einer wichtigen Säule der päpstlichen Politik.Die Reihe der Renaissancepäpste begann mit Nikolaus V. (1447-55). Seinen wissenschaftlichen Neigungen kam ein Ereignis entgegen, das als solches die Christenheit zutiefst erschütterte, die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453. Nikolaus ließ die dadurch in Umlauf gelangenden griechischen Texte aufkaufen. Die griechischen Autoren, die man zum Teil bisher nur durch die Vermittlung arabischer Autoren kannte, waren nun in der Originalsprache zugänglich. Nikolaus V. begründete die Vatikanische Bibliothek und plante bereits den Abriss der 1200 Jahre alten Peterskirche, um an ihrer Stelle einen Neubau zu errichten.Der Piccolomini-Papst Pius II. (1458-64) plante mit Unterstützung Venedigs einen Kreuzzug gegen die Türken, der aber nicht zustande kam. Unter Sixtus IV. (1471-84) und seinen beiden Nachfolgern erlebte das Papsttum einen moralischen Tiefpunkt. Sixtus war einer der großen Baumeister unter den Päpsten, der in die Gestaltung Roms nachhaltig eingriff. Seine Sixtinische Kapelle wurde unter ihm und seinen Nachfolgern zum »Bilderbuch« der Malerei der italienischen Hochrenaissance ausgestaltet.Der Borgia-Papst Alexander VI. (1492-1503) erfuhr Berühmtheit nicht zuletzt durch seine Kinder Cesare und Lucrezia, deren Grausamkeiten unbestritten sind, auch wenn sie teilweise wohl Legende sind. Andererseits festigte Cesare Borgia mit harter Hand die Herrschaft des Papstes über den Kirchenstaat. Der Abriss der Peterskirche erfolgte endgültig unter Julius II. (1503-13), ein glanzvoller Neubau begann, an dem neben Bramante auch Raffael und Michelangelo beteiligt waren. Leo X. (1513-21) schrieb zum Bau der Peterskirche einen besonderen Ablass aus, der unter anderem den Anstoß zur Reformation in Deutschland gab. Der Sacco di Roma, die Verwüstung Roms durch deutsche und spanische Söldner 1527, setzte dem Renaissancepapsttum ein plötzliches Ende.
Universal-Lexikon. 2012.